06.04.2016 12:04
Von Moorhühnern, Autounfällen und veralteter Software
Peter fährt mit seinem Auto für dessen tourliche Untersuchung auf Fahrtüchtigkeit - kurz, Pickerl - zu seiner vertrauten Autowerkstatt. Nach rund einer halben Stunde sagt ihm der Mechaniker, dass die Bremsleitungen seines Autos stark korrodiert seien und es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis diese platzen und es folglich zu einem Ausfall der Bremsen käme. Peter schluckt: "Na, da hab ich ja nochmal Glück gehabt, dass wir da noch rechtzeitig draufgekommen sind." Dass Peter unter diesen Umständen nicht mehr ruhigen Gewissens mit seinem Auto weiterfahren kann, liegt wohl auf der Hand. Und überhaupt ist Peter eher jemand, der bei solchen Dingen auf Nummer "Sicher" geht. Nachdem die Werkstatt an dem Tag noch einen Termin einschieben kann, lässt er das Auto kurzum dort und fährt mit den Öffis in die Arbeit.Peter ist übrigens selbstständiger Fotograf. Er hat ein kleines Studio und ist besonders gut im Photoshop. Seine Kunden schwören auf seine Expertise im Weichzeichnen. Gerade, als er mit der Bearbeitung der Fotos vom Vortag beginnen will, kommt wiedermal dieses lästige Windows Update Popup. "Na toll, gerade jetzt!", ärgert sich Peter. Gleichzeitig wird er sich seines schlechten Gewissens gewahr, dass er jenes Update aber eigentlich ja schon seit längerer Zeit aufschiebt. Ähnlich geht es auch seinem Antivirus, der schon seit Jahren seiner letzten vollständigen Systemüberprüfung nachheult und diesen Umstand mit einer demonstrativen, wenn auch mittlerweile etwas frustriert und resignierend anmutenden, gelben Fahne kundtut. Mit einem "Egal, die Fotos müssen fertig werden." klickt Peter den Störenfried genervt weg. Tief in seinen Fantasien ist Peter ja eigentlich Mitglied einer Anti-Terror Spezialeinheit - da wird zuerst geklickt und dann gefragt.Kurz vor 18:00 schafft es Peter nach den zwischentäglichen Strapazen gerade noch rechtzeitig zum Mechaniker um sein Auto abzuholen. Nun, da er endlich jemanden zum Reden gefunden hat, kann er seine angehäufte Last loswerden: "Sie glauben ja nicht, was mir heute passiert ist! Da bin ich doch auf so eine (*piep*) Website gegangen und hab auf einen harmlosen Link geklickt und plötzlich, das glauben Sie nicht, waren alle meine Dateien, alle meine Fotos, verschlüsselt!". "Und haben Sie irgendwelche Sicherheitskopien von den Daten?", erkundigt sich der Mechaniker. "Natürlich, aber die sind jetzt auch verschlüsselt, denn die waren auch mit dem Computer verbunden. ... Was fällt uns bei dieser kleinen, direkt aus dem (möglichen) täglichen Leben gegriffenen Geschichte auf? Wenn es um Peters leibliche, oder besser gesagt "greifbare" Sicherheit geht, ist er eigentlich sehr pragmatisch. Das lässt er sich auch jederzeit etwas kosten. Bei Software hingegen, da ist er offensichtlich, wenn auch eventuell unbewusst, ganz anders gepolt. Dabei handelt es sich in beiden Fällen um sehr ähnliche Dinge: